Surfen – eine ganz besondere Sportart

Jeder weiß, was Surfen ist. Die wenigsten aber wissen, woher der Begriff eigentlich stammt. „Surf“ bezeichnet im Englischen die gute deutsche „Brandung“. Da die Verwendung des Wortes „Brandungen“ aber in etwa so weit verbreitet ist wie die Begriffe „Weltnetz“ statt „Internet“ oder „Heimseite“ statt „Homepage“, wird es sich wohl auf absehbare Zeit nicht durchsetzen.

Surfen

Ein Wellenreiter in Aktion (Quelle: © Unsplash (CC0 1.0) – pixabay.com)

Ganz im Gegensatz zum Begriff „Surfen“, der mittlerweile nicht nur für die Sportart gebräuchlich ist, sondern auch zur Beschreibung einer Tätigkeit genutzt wird, für den praktisch keinerlei Bewegung notwendig ist – oder surfen Sie, lieber Leser dieser Seiten, etwa nicht gerade im Internet? Dem Internetsurfen ist dieser Artikel aber nur ganz am Rande gewidmet, vielmehr möchten wir Ihnen hier die unterschiedlichen Arten des Wellenreitens vorstellen.

Das klassische Surfen – wer hat’s erfunden?

Die Polynesier waren es. Als die ersten Europäer 1767 in Tahiti an Land gingen, müssen sie schon bald die einheimischen Surfer gesehen haben. Das erste schriftliche Zeugnis über das Surfen findet sich im Tagebuch James Cooks 1779. Von da an dauerte es eine ganze Weile bis sich die Kunst des Wellenreitens bis in die USA ausbreitete.

1885 dann surften laut Historikern die ersten Wellenreiter an der Westküste Amerikas: drei hawaiianische Prinzen, die eine kurze Pause vom Internatsleben nutzten, um in Santa Cruz den Wassersport aus ihrer Heimat zu betreiben. Später, aber 1907, wurde das Surfen durch die Zusammenarbeit zwischen George Freeth sowie dem Eisenbahn-Magnaten Henry Huntington, immer populärer.

Das lag auch an der Erfindung des sogenannten „Long Boards“, das nur halb so lang war wie die damals üblichen riesigen Surfbretter mit ihren fünf Metern Länge. Noch viel später, im Jahr 1975 erst, kam es zu ersten professionell organisierten Wettkämpfen.

Was brauche ich zum Wellenreiten?

Nicht viel. Grundsätzlich langen ein Brett und eine Leash, also eine Leine, die sich der Surfer zur Sicherheit an eines seiner Beine bindet. Je nach Wassertemperatur und Sonneneinstrahlung sollte man noch in einen Surfanzug aus Neopren sowie in einen guten Sonnenschutz investieren.

Bessere Standfestigkeit garantiert Surfwachs, das es in den Varianten Warmwasser- und Kaltwasserwachs gibt. Besitzer eines eigenen Surfbretts verstauen Ihr Surfbrett zudem auf Reisen noch in einem Boardbag, also einer Schutzhülle, die sicherstellt, dass das Board heil und nicht ramponiert am Zielort ankommt.

Wo wird gesurft?

Gesurft werden kann so gut wie überall – also überall dort, wo es die entsprechenden Wellen gibt. Bekanntester Surf-Hotspot ist Hawaii, wo das Wellenreiten sozusagen erfunden wurde. Aber auch Kalifornien ist für seine Surfer-Kultur bekannt, die auch popkulturell riesigen Einfluss hatte, wie man an Hand von Songs bekannteren Bands und Musiker wie z. B. der Beach Boys (Surfin‘ USA), Dick Dale (Let’s go trippin‘, Misirlou) oder Jan & Dean (Surf City) sehen und hören kann. Städte wie Santa Cruz und Encinatas lassen das Herz jedes Wellenreiters höher schlagen. Auch die Küsten Australiens und Südafrikas sind bekannt für gute Wellen.

In Europa gilt die Atlantikküste von Bordeaux an bis nach Portugal als wahres Surf-Eldorado. Hier heißen die beliebtesten Surf-Spots Hossegor (Frankeich), Mundaka (Spanien) sowie Nazaré (Portugal). Letztgenannter Ort ist auch dafür bekannt, dass hier im Januar 2013 der Profi-Surfer Garrett McNamara die mit ca. 30 Metern höchste je gesurfte Welle erfolgreich bewältigte. Aber auch auf den Kanaren, etwa auf Fuerteventura, gibt es gute Surfgebiete.

Deutschland hingegen ist für das Wellenreiten eher nicht so gut geeignet. Auf Sylt oder in Sankt Peter Ording („Gegen den Wind“) finden zwar regelmäßig Wettbewerbe statt, allerdings gibt es nicht immer die passenden Wind- und Wellen-Verhältnisse.
Ungewöhnliche Surfspots und Unterarten

Es muss aber nicht immer nur an der Küste gesurft werden, denn es gibt auch Fluss-Surfen oder sogar Surfen an Bord eines Kreuzfahrtschiffs! So ist die stehende Welle im Münchner Eisbach ein absolutes Muss für jeden Surfer. Selbst der ehemalige Surf-Profi und heutige Musiker Jack Johnson stattete ihr schon einen Besuch ab. Das Phänomen stehende Welle entsteht wenn schnell fließendes Wasser ein Hindernis überströmt, ohne viel langsamer zu werden oder auf die Seiten ausweichen zu können.

Eine andere Art der stehenden Welle ist auf den Kreuzfahrtschiffen der Oasis- und der Freedom-Klasse von Royal Caribbean zu finden. Der FlowRider® gibt den Passagieren der Kreuzfahrtriesen die Chance, auf einem Wellenreit-Simulator Surfen zu lernen bzw. ihre Surfkünste zu verbessern oder einfach Spaß auf dem Bodyboard zu haben.

Wem das alles zu rasant erscheint, für den gibt es auch noch eine etwas ruhigere Unterart des Surfsports: das Stehpaddeln. Auch dies wurde in der Region in und um Polynesien und Hawaii erfunden. Auf letztgenannter Insel galt das Stehpaddeln als „Sport des Königs“, der das Recht, im Stehen zu paddeln nur an Auserwählte verteilte. Heutzutage wird der Sport immer populärer auch auf dem Festland, braucht man doch für diesen neuen Freizeitsport keine Ozeane, sondern kann ihn auch auf Binnengewässern mühelos betreiben.

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Stefan Hilgers